Mittwoch, 3. Januar 2018

Raiks Bratäpfel



Heute will ich euch von einem merkwürdigen Land berichten. 
Dort war der Schnee aus Zucker und es regnete Bonbons. [..]
Hört zu, ich will von einem guten Land erzählen. Dieses schöne Land
heißt Schlaraffenland. Der Weg dahin ist weit. Aber er lohnt sich. 
Da sind die Häuser gedeckt mit Eierkuchen, die Türen und Wände
wurden aus Lebkuchen gebaut und die Balken sind leckere Braten. 
[..] Wenn du dorthin eine Reise machen willst, aber den Weg nicht
weißt, dann frag einen Blinden. Aber auch ein Stummer ist gut 
dazu, denn der sagt dir bestimmt keinen falschen Weg.  
(Ludwig Bechstein, Märchenbuch, Atlas-Verlag, Köln o. J., 
Das Märchen vom Schlaraffenland)
 Ich kann mich noch gut an die Zeit erinnern, in der ich fasziniert in mein Bilderbuch blickte und versuchte all die unterschiedlichen Impressionen, die das Märchen vom Schlaraffenland für mich bereit hielt, zu verarbeiten. So viel gab es im Schlaraffenland zu erkunden! Ich konnte mich kaum satt sehen.                       Es sind wohl diese Lieblingsmärchen, die einen selbst als Erwachsenen nicht loslassen. Wie ein guter Film, ein inspirierendes Buch, manche Märchen schaffen es die Faszination beizubehalten, sodass man sie heute nicht als Kitsch ansieht, als Kindermärchen, sondern sich noch immer gerne bei Gelegenheit die Zeichnung ansieht,  vor der man als Kind einst gefühlte Stunden saß. 
Ja solche Erinnerungen sind das, was meine Kindheit geprägt hat. Und Leute, ich bin dankbar, dankbar dafür, dass ich mich an Peter Pan und die Gebrüder Grimm erinnere, statt an die neueste Mario Party und das Hinfiebern auf das Erscheinen des neuesten iPhones.
Eine Speise, die für mich aus meiner Kindheit  auch nicht wegzudenken ist, sind Bratäpfel. Das Bratäpfel tatsächlich eine delikate Speise sein können, musste ich erst spät feststellen, bereitete mein Vater die Äpfel aus dem Garten meist doch ohne Zucker oder sonstige Gewürze im Holzofen zu, bis die Haut schrumpelig war und schon einige schwarze Punkte hatte. Wirklich lecker fand ich das gebackene etwas logischerweise anschließend auch nicht.
Erst als ich langsam anfing selbst zu kochen habe ich meinen ersten „leckeren“ Bratapfel gegessen, gefüllt mit Rosinen und Mandelstiften, dazu selbstgemachte Vanillesauce und das Bratapfeltrauma hatte endlich seine Traumabewältigung gefunden.

Während ich also diesen Sonntag auf dem Rückflug von Hamburg einige Zeitschriften des Bauer Media Verlags durchblätterte, stoß ich in der Mutti kocht am besten auf ein Rezept für Crumble Bratäpfel, welches von Raik, einem Anhänger der hippen Bartkultur und Food-Stylisten für root amp kitchen, als Dessert für den Ultimativen Gastgeber Guide vorgeschlagen wurde. Das Foto der Bratäpfel verschaffte mir weihnachtliche Gefühle und Nachbacklust, weshalb es keine Woche dauerte, bis die delikaten Crumble Bratäpfel in abgewandelter Form auf meinem Tisch standen.                                                                     Und ich kann euch sagen: hätte mein Vater damals Bratäpfel so zubereitet, hätte ich die Zeile im Schlaraffenland-Märchen glatt durchgestrichen und mir gewünscht, dass Crumble Bratäpfel statt süßen Brötchen an Bäumen wachsen !

Rezept:
(für 4 Bratäpfel)
4 Äpfel
1 Bio-Zitrone
1/2 Vanilleschote
60 Gramm Marzipanrohmasse
30 Gramm gehackte Mandeln
1/2 TL Zimt
3 Esslöffel Rosinen
(alternativ getrocknete Cranberrys)
80 Gramm Mehl
40 Gramm Butter
40 Gramm Zucker
1 Prise salz
nach Belieben Vanillesauce oder Vanilleis als Beilage
Zubereitung:
Die Äpfel waschen, trocken reiben und einen Deckel abschneiden.
Anschließend das Kerngehäuse entfernen und den Apfel mit einem Löffel aushöhlen.
Der Rand der Äpfel sollte noch 0,5-1 cm dick sein.
Das mit dem Löffel entfernte Fruchtfleisch nicht wegschmeißen, sondern in kleine Stücke
für die spätere Füllung schneiden. Zitrone heiß abwaschen und Schale abreiben.
Anschließend die Zitrone halbieren und die Hälften auspressen.
Zitronensaft über die Apfelstücke und ausgehöhlten Äpfel geben.
Für die Füllung Marzipanrohmasse mit einer Reibe grob raspeln.
In eine Schüssel Apfelstücke mit Marzipan, Rosinen, Zimt, Zitronenschale und gehackten Mandeln mischen.
Backofen auf 180° Umluft vorheizen.
Für die Bratäpfel eine Auflaufform ausfetten.
Für die Streusel Mehl, Butter, Zucker und Salz in einer Schüssel vermischen,
mit den Händen verkneten bis ein Streuselteig entsteht.
Die ausgehöhlten Äpfel in der Auflaufform verteilen.
Füllung gleichmäßig auf die Äpfel verteilen und zum Schluss die Bratäpfel mit
Streuseln toppen.
Die Crumble Bratäpfel bei 180° Umluft ca 40 Minuten backen, 10 Minuten vor Garzeitende, die Äpfel mit Alufolie abdecken, sodass die Streusel nicht zu dunkel werden.                                                                              Die Bratäpfel warm mit Vanilleeis oder -sauce servieren.

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